{"id":9329,"date":"2020-03-27T01:14:13","date_gmt":"2020-03-27T00:14:13","guid":{"rendered":"https:\/\/www.kirche-detmold-ost.de\/?page_id=9329"},"modified":"2022-04-18T15:59:29","modified_gmt":"2022-04-18T14:59:29","slug":"notizen-von-pastor-burkhard-krebber","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/ehemals.kirche-detmold.de\/nachrichten-neu\/notizen-von-pastor-burkhard-krebber\/","title":{"rendered":"Ansichten von Pastor Krebber"},"content":{"rendered":"
Andacht \u00fcber „\u00c4lteste“ im Gemeindebrief April 2022:<\/span><\/p>\n \u201eIn jeder Stadt sollen Kirchen\u00e4lteste eingesetzt werden\u201c<\/span><\/strong> Titusbrief 1, 5<\/span><\/p>\n Von Null auf Hundert: Aus dem Stand zum Kirchenvorstand<\/span><\/p>\n Jesus selber hielt nicht viel von den \u201e\u00c4ltesten\u201c. Stattdessen umgab er sich viel lieber mit J\u00fcngern und J\u00fcngerinnen. Die \u201eSatzungen der \u00c4ltesten\u201c waren ihm geradezu zuwider, und den S\u00e4tzen, die zu \u201eden Alten\u201c gesagt waren, hielt er schroff entgegen: \u201eIch aber sage euch…\u201c<\/span><\/p>\n Auch der Apostel Paulus interessierte sich mehr f\u00fcr das aktuelle Wehen des Geistes \u201eDas Alte ist vergangen! Siehe, alles ist neu geworden!\u201c.<\/span><\/p>\n Aber schon im ersten Jahrhundert greift die junge (!) Kirche zur Einrichtung der \u201e\u00c4ltesten\u201c (Presbyter), um mit ihrer Hilfe die Gemeinden durch unsichere Zeiten zu f\u00fchren.<\/span><\/p>\n Das hohe Ansehen des Amtes in der Gemeindeleitung hat dazu gef\u00fchrt, dass wir bis heute keinen besseren Titel gefunden haben. Es klingt nicht gl\u00fccklich, wenn wir auf der Suche nach neuen Verantwortlichen fragen (m\u00fcssen): \u201eWollen Sie bei uns \u00c4lteste<\/i> werden? Wir k\u00f6nnten Sie gut gebrauchen im Kreis der Kirchen\u00e4ltesten.\u201c Insbesondere die Damen in der Gemeinde f\u00fchlen sich davon nicht geschmeichelt.<\/span><\/p>\n F\u00fcr die Barmer Theologische Erkl\u00e4rung hat die Ordnung der Kirche eine fundamentale Bedeutung. In These 3 hei\u00dft es: \u201eWir verwerfen die falsche Lehre, als d\u00fcrfe die Kirche die Gestalt \u2026 ihrer Ordnung ihrem Belieben…\u00fcberlassen.\u201c. Bis heute haben wir uns nicht daran gewagt, diesen alt-ehrw\u00fcrdigen Titel \u201e\u00c4lteste\u201c oder \u201ePresbyter\u201c durch ein Wort zu ersetzen, das dem Wechsel unserer weltanschaulichen \u00dcberzeugung entspr\u00e4che.<\/span><\/p>\n Aber: Andere Gewohnheiten rund um die \u00c4ltesten haben sich durchaus ge\u00e4ndert. Die traditionelle Vorstellung ging ja davon aus, dass die \u00c4ltesten gefunden wurden \u201ein der Mitte der Gemeinde\u201c, oder gar in der Mitte der versammelten gottesdienstlichen Gemeinde. Auf der Suche nach neuen \u00c4ltesten geht man heute andere Wege. Weder besondere Kenntnisse noch einge\u00fcbte Verhaltensweisen sind Voraussetzung f\u00fcr die Mitwirkung. Man sagt einmal \u201eJa!\u201c – und ist sofort mittendrin. Umringt von einer F\u00fclle von Fragen, die man sich vorher nie stellte, steht man pl\u00f6tzlich vorne: Als Mitgestalter des Gottesdienstes haben unsere \u00c4lteste die Aufgabe, die Gemeinde zu begr\u00fc\u00dfen und laut aus der Bibel vorzulesen, was sie vorher vielleicht noch nie getan haben. Pl\u00f6tzlich tragen sie viel Verantwortung, sei es in baulicher Hinsicht oder in finanzieller. Pl\u00f6tzlich die Einsicht in Personalakten und die Verantwortung, Menschen in der Mitarbeit einzustellen, einzusch\u00e4tzen oder einzustufen. <\/span><\/p>\n In unserer Landeskirche f\u00e4ngt man fr\u00fch an, \u00c4ltester zu werden. Das geht los mit 18, aber das h\u00f6rt auch bald auf: Mit 75 Jahren ist Schluss. Die Zeit dazwischen ist gestaffelt in Amtsperioden \u00e1 4 Jahren. Die verantwortungsvolle Aufgabe erlischt jeweils nach dieser Frist. Allerdings ist allen erlaubt, wieder neu zu starten und ein neues Versprechen abzulegen. Das unterscheidet die \u00c4ltesten von den Pastorinnen und Pastoren, die nur einmal in die Gemeinde berufen werden f\u00fcr ihre gesamte Dienstzeit. So ergibt sich f\u00fcr Lippe dieses Bild, dass die Pastorinnen und Pastoren das \u201ebleibende\u201c Element in den Vorst\u00e4nden bilden, die \u00c4ltesten hingegen \u201ekommen und gehen\u201c. Dabei treten diese Menschen wieder zur\u00fcck in den Kreis der ganz normalen Gemeindeglieder. Die Chance besteht, dass sie auch weiterhin auskunftsf\u00e4hig bleiben f\u00fcr Nachbarn und Arbeitskollegen \u00fcber die Arbeit, die sie in ihrer Amtszeit verantworteten.<\/span><\/p>\n Viele \u00c4lteste verlassen nach verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurzer Frist wieder dies Gremium der Gemeindeleitung, mitunter, ohne die ersten vier Jahre voll durchzuhalten. Zunehmend stellt sich die Frage: Was kommt \u201edanach\u201c? Was nehmen die Menschen mit in die Jahre, da sie ihr Amt wieder niedergelegt haben? Was bleibt von der Verantwortung im Vorstand und von dem Vorstehen im Gottesdienst? Oft genug ist der Platz danach wieder frei: In der Kirche und im Kirchenvorstand. Ein Gespr\u00e4ch mit ehemaligen \u00c4ltesten k\u00f6nnte diese Frage sicher auf manche Weise beleuchten, und vielleicht sogar beantworten.<\/span><\/p>\n Einstweilen sende ich freundliche Gr\u00fc\u00dfe an alle \u00c4lteren und berufene \u00c4lteste, sowie an die J\u00fcngeren und auserw\u00e4hlte J\u00fcngerinnen und J\u00fcnger Jesu. In Seinem Namen f\u00fcr den Frieden zu wirken, das ist der alte und neue Auftrag f\u00fcr die ganze Kirche in allen ihren Gremien.<\/span><\/p>\n Ihr<\/span><\/p>\n Burkhard Krebber<\/span><\/p>\n <\/p>\n Pfingstliches zur Kirche:<\/strong><\/p>\n Sie lebt, sie lebt!<\/p>\n Zu Ostern wird das lippische Lied zur Auferstehung gesungen: \u201eEr lebt, er lebt!\u201c Mancher mag die triumphierenden T\u00f6ne noch im Ohr haben. Zu Pfingsten gibt es Gelegenheit, das Leben der Lippischen Landeskirche zu betrachten. Und auch von ihr gilt, bis heute: Sie lebt! Fern von allem Triumphalismus, fern von den gro\u00dfen Machtzentren der Gesellschaft, fern von allen Autobahnen mache ich mir mitunter meine Gedanken \u00fcber das, was lebt in unserer Kirche. Soweit ich meine Gemeinde kenne und das Leben der Nachbargemeinden, zeichnet es sich aus durch eine Bescheidenheit. Ich staune \u00fcber die Bereitschaft vieler Gemeindeglieder, die sich \u201ezur Kirche\u201c halten, auch wenn sie nicht das gro\u00dfe Spektakel bietet. Menschen halten sich zur Gemeinde und sind zufrieden, wenn sie sich auf den Betrieb verlassen k\u00f6nnen. So wie sich die D\u00f6rfer in die liebliche lippische Landschaft einschmiegen, so stehen die Kirchen eingebunden in die lippischen D\u00f6rfer, so ist es weithin eine Selbstverst\u00e4ndlichkeit, dass das Gemeindeleben \u201evor Ort\u201c stattfindet. Dabei leben unsere Gemeinden von einer gro\u00dfen Errungenschaft der reformierten Tradition: Die Kirchenvorst\u00e4nde tragen viel Verantwortung f\u00fcr das Ergehen an der Basis. Das Bild einer \u201eKirche von unten\u201c scheint mir angemessen. Nat\u00fcrlich lebt jede Gemeinde aus der Kraft \u201evon oben\u201c, aus dem Heiligen Geist. Aber der will eben \u201eunten\u201c ankommen, bei den Menschen in der Nachbarschaft. Und dieser Geist sucht unter Nachbarn nach Menschen, die sich begeistern lassen, die sich bereit finden zum Engagement und die sich einsetzen zum Wohle ihrer Gemeinde. Das reformierte Erbe spricht diesem Einsatz sehr viel Kompetenz zu. Aus dem H\u00f6ren von Gottes Wort erwachsen Mut und Tatkraft, dieses Wort auch zu leben. Und so wird die Kirche geleitet in vielen Kirchenvorst\u00e4nden landauf, landab. Daf\u00fcr bin ich den Reformierten dankbar.<\/p>\n Aber nach meiner Einsch\u00e4tzung ist damit das reformierte Erbe in Lippe auch schon weitestgehend beschrieben. Nat\u00fcrlich, da ist auch noch der Heidelberger Katechismus, der \u00fcber Generationen in vielen lippischen H\u00e4usern zu Hause war. Er sorgte f\u00fcr eine Auskunftsf\u00e4higkeit des Glaubens bei den unterschiedlichsten Menschen in allen \u201eSt\u00e4nden\u201c. Doch schon zu seiner Entstehungszeit war ihm daran gelegen, das Evangelische zu benennen und die Gr\u00e4ben zwischen Reformiert und Lutherisch zu \u00fcberwinden. Abgesehen davon findet sich nach meiner Einsch\u00e4tzung nur sehr wenig in Lippe, was als \u201eecht reformiert\u201c gelten kann. Gern wird auf die Bilderlosigkeit in unseren Kirchen verwiesen. Sie scheint mir im Lippe aber kein echtes „Programm“ zu sein, sondern eher eine Form des sparsamen Haushaltens. F\u00fcr teure Bilder hatten man einfach kein Geld. Lippe ist nicht Z\u00fcrich, Lippe ist nicht Genf. Lippe liegt nicht in den Niederlanden, wo Graf Simon VI eine bl\u00fchende reformierte Landschaft kennen gelernt hat. Dort haben die reformierten Maler Rubens und Rembrandt die phantastischsten Bildwerke zu biblischen Szenen geschaffen. Den Calvinismus konnte Simon VI. in seiner Heimat nicht eins zu eins umsetzen. Stattdessen hat sich eine lippische Kirche entwickelt, die man mit Fug und Recht \u201eevangelisch\u201c nennen darf. Ich erkenne keinen Grund, dass sich Lutheraner von dieser Tradition abheben oder absetzen m\u00fcssten. Schon gar nicht innerhalb derselben Landeskirche. Das seltsame Beharren auf \u201ereformiert\u201c bzw. \u201elutherisch\u201c mag, von oben betrachtet, einen schillernden Reiz entwickeln. Und nach au\u00dfen hin k\u00f6nnen wir erst recht punkten mit dieser \u201eEigenart\u201c innerhalb einer Kirche. Es sind trotz aller Sparma\u00dfnahmen auch immer noch Ressourcen frei, um unsere \u201eLippische Stimme\u201c im Konzert der \u00d6kumene erklingen zu lassen. An der Basis jedoch finde ich nichts, was die Freude am \u201eEvangelischen\u201c \u00fcberbietet. Im Gegenteil. Die Gemeindeglieder haben wenig Interesse am Ausdifferenzieren von theologischen Spitzfindigkeiten vergangener Jahrhunderte. Sie fragen nach dem Leben und \u00dcberleben der Kirche. Sie sind bereit zum Engagement in einer Kirche, die sie kennen, und mit der sie sich identifizieren k\u00f6nnen. Kirche lebt im Wandel. \u201eSemper reformanda\u201c – so haben wir das Kirchen-Programm in unsere Glocke gie\u00dfen lassen. In Zukunft sind wir gut beraten, die \u201eunterste Ebene\u201c der Gemeinde-Wirklichkeit im Blick zu behalten. Schlie\u00dflich sind wir stolz darauf, in einer Kirche zu leben, die sich \u201evon unten\u201c aufbaut. Wohin wir uns wandeln, wenn der Heilige Geist uns \u201evon oben\u201c erreicht, und was wir als Ballast abwerfen werden, das bleibt eine spannende Frage \u2013 weit \u00fcber Pfingsten hinaus.<\/p>\n Burkhard Krebber<\/p>\n Abendliche Gedanken beim (Corona-) Glockenl\u00e4uten<\/strong><\/p>\n Die Detmolder Innenstadt ist gro\u00df genug, dass die Augen nicht \u00fcberall hinschauen k\u00f6nnen. Aber die Stadt ist auch klein genug, dass die Ohren sehr viel aus der City h\u00f6ren k\u00f6nnen.<\/p>\n In diesen Tagen denke ich oft \u00fcber das H\u00f6ren der Kirchenglocken nach. Mir scheint, ich selber bin aufmerksamer geworden, so dass mir das Gel\u00e4ut der Glocken \u00f6fter auff\u00e4llt als fr\u00fcher. Ganz sicher geht es auch anderen Menschen so. Mehrmals bin ich auf das L\u00e4uten abends um halb acht angesprochen worden. Von verschiedenen Seiten wurde der Dank ge\u00e4u\u00dfert, dass dieses Corona-L\u00e4uten immer noch erklingt, und dass es Abend f\u00fcr Abend an die Menschen erinnert, die unter der Pandemie zu leiden haben.<\/p>\n Etwas versch\u00e4mt nahm ich den Dank entgegen. Nicht jedesmal habe ich ausgeholt zur Richtigstellung; die hole ich hier aber gerne nach: Seit Pfingsten haben die allermeisten Kirchenglocken das Corona-L\u00e4uten beendet. Es sind einzig noch zwei Glocken vom Turm der Christuskirche am Kaiser-Wilhelm-Platz, die zu diesem Gedenken aufrufen. Aber sie tun es so eindr\u00fccklich und weithin h\u00f6rbar, dass es immer noch als allgemeines Glockengel\u00e4ut \u2013 mit dieser speziellen Botschaft! – wahrgenommen wird. Stellvertretend leisten die Glocken also einen besonderen Dienst. Aufmerksame H\u00f6rer gibt es quer durch die ganze Innenstadt. Sie nehmen daran Anteil.<\/p>\n Am Rande sei erw\u00e4hnt, dass das Gel\u00e4ut vom Kirchturm schon immer mit speziellen Botschaften verbunden war. Theodor Fontane hat es in die sch\u00f6ne Zeile gefasst: \u201eDa stopfte, wenn\u00b4s \u201eMittag\u201c vom Turme scholl, der von Ribbeck sich beide Taschen voll\u201c. Heute gibt es zwischen den Detmolder Innenstadtgemeinden eine gewisse Aufteilung. Abgesehen von den Uhren im Schloss, die alle Viertelstunde schlagen, und abgesehen von dem Westminsterschlag der Christuskirche, beginnt der Tag mit einem kurzen Morgengel\u00e4ut um 7 Uhr\u00a0 aus der Erl\u00f6serkirche am Markt.<\/p>\n Zur Mittagszeit erschallt eine Glocke vom Turm der Lutherkirche. Schlag 12 ruft auch die katholische Kirche am Schubertplatz mit dem \u201eAngelus-L\u00e4uten\u201c zum Mittagsgebet. Zum Abendgebet l\u00e4dt wieder eine Glocke aus der Sch\u00fclerstra\u00dfe. Diese herk\u00f6mmlichen L\u00e4utezeiten sind so selbstverst\u00e4ndlich geworden, dass sie kaum jemand mehr wahrnimmt. Anders aber ist es nun um halb acht. Matthias Claudius wird aktuell mit der letzten Strophe seines ber\u00fchmten Abendlieds: „…Gott lass uns ruhig schlafen – und unsern kranken Nachbarn auch.“ Die Entwicklung der Corona-Zahlen l\u00e4sst bef\u00fcrchten, dass wir noch lange an die Erkrankten denken m\u00fcssen. Aus dem Turm der Christuskirche erhalten wir dazu eine Unterst\u00fctzung.<\/p>\n 22.8.2020, Burkhard Krebber<\/p>\n Sonntag, 19. Juli 2020:<\/p>\n Gut vier Monate ist es nun her, dass uns in Deutschland die Covid-19- Pandemie \u201ebefallen\u201c hat. Als spontane Rekation habe ich diese Sparte er\u00f6ffnet, um \u2013 anfangs t\u00e4glich \u2013 Gedanken, Berichte und Meditationen zu ver\u00f6ffentlichen.<\/p>\n Als ein umfangreiches Kontaktverbot ausgerufen wurde und der normale Alltag zum Stillstand kam, da erschien es erstrebenswert, auch diesen \u201eKanal\u201c zur Kommunikation zu nutzen. Mittlerweile aber ist der Ausnahmezustand weitgehend sommerlicher Entspanntheit gewichen. Die Zahl t\u00e4glicher Neuinfektionen erscheint mit diesen wenigen F\u00e4llen in Lippe kontrollierbar, das individuelle Risiko minimal. Ich selber habe einen unbeschwerten und fast unbeschr\u00e4nkten Urlaub im Ausland verbringen k\u00f6nnen. Trotz des j\u00e4hen Schreckens \u00fcber den Shutdown in G\u00fctersloh sind jetzt schon wieder viele Menschen versucht, die Pandemie nur noch in der Vergangenheit zu sehen.<\/p>\n Weltweit zeigt sich indes ein anderes Bild: Fast 14 Millionen Infizierte werden inzwischen gez\u00e4hlt, die Zahl der Corona-Toten n\u00e4hert sich den 600\u2006000. Die Vereinigten Staaten erdulden immer neue Rekordzahlen. Brasilien hat bei der Z\u00e4hlung seiner Infizierten die Zwei-Millionen-Marke \u00fcberschritten, auch in Indien explodieren die Erkrankungen. Die Pandemie ist nach wie vor im Gange, auch wenn es uns hier nicht immer leichtf\u00e4llt, die Meldungen mit unserer eigenen so ruhig verlaufenden Situation zusammenzubringen. Dankenswerter Weise hatte die Lippische Landeszeitung einen Artikel ver\u00f6ffentlicht \u00fcber Covid-19 in den Partnerst\u00e4dten von Detmold. Allein schon dorthin zu schauen belegt, dass wir nach wie vor von einer gro\u00dfen Gefahr umgeben sind, die beileibe nicht kleingeredet werden darf. Beispiele in aller Welt zeigen, wie pr\u00e4sent die Gefahr neuer Ansteckungswellen ist; auch dann, wenn unsere Risikowahrnehmung erm\u00fcdet ist und wenn wir die immer neuen Zahlen und Covid-19-Fakten schon nicht mehr h\u00f6ren wollen.<\/p>\n Aber Achtung: Das Virus k\u00fcmmert sich nicht um unsere Erm\u00fcdung. Seine ungebremste Ausbreitung demonstriert das in aller Deutlichkeit. Je l\u00e4nger es w\u00fctet, desto klarer wird zudem, welch dramatische Wirkung es im menschlichen K\u00f6rper, selbst ohne Todesfolge, entfalten kann. Der Kampf gegen die Pandemie ist noch lange nicht vorbei. Umso verantwortungsbewusster sollten wir die sommerliche Ruhe in Detmold genie\u00dfen. Die Zahl meiner Beitr\u00e4ge zum Thema wird vorerst nicht wachsen. Doch aufmerksam sollten wir alle bleiben, in unseren Gedanken, Worten und Werken, die beweisen: Wir stehen zusammen, und wir stehen es zusammen durch.<\/p>\n <\/p>\n Sonntag, 10. Mai 2020, Burkhard Krebber: Auf unserer Homepage hatte ich vor Ostern geschrieben \u00fcber das \u00fcberaus rasche Hinunterfahren von allen kirchlichen Aktivit\u00e4ten. Nie im Leben h\u00e4tte ich gedacht, dass so protest-los auf alles verzichtet werden w\u00fcrde, was \u201eKirche\u201c betrifft. Ich beklagte, dass wir Pastoren offensichtlich nicht \u201esystem-relevant\u201c sind. An diesem Stichwort entz\u00fcndete sich ein Leserbrief, dessen Inhalt ich an dieser Stelle weitergebe. Es ist ein <\/span><\/span><\/span>Zwischenruf \u00fcber den Sinn der Anwesenheit von Kirche, Pastor und Predigt. <\/span><\/span><\/span>D<\/span><\/span><\/span>er Autor ist mir pers\u00f6nlich bekannt. Er schreibt mir<\/span><\/span><\/span>:<\/span><\/span><\/span><\/p>\n \u201e Wenn ich das richtig sehe, bist du Vertreter und, ja in gewisser Weise auch Produzent von Produkten wie Glaube, Hoffnung, Liebe, Erl\u00f6sung. Da lachen doch alle H\u00fchner! Macht uns das satt? K\u00f6nnen wir uns damit den Hintern abwischen. Naaheiin!!<\/span><\/span><\/p>\n Was sagst du ?: „Der Mensch lebt nicht von\u00a0Brot allein!“ Ach <\/span><\/span><\/span>lieber Freund,<\/span><\/span><\/span>, du musst noch viel lernen…. Nein, er lebt nat\u00fcrlich nicht von Brot allein.\u00a0Nach einer Weile braucht er einen Drink (Woody Allen).<\/span><\/span><\/span><\/p>\n Und glaubst du wirklich, dass du auf eine Stufe geh\u00f6rst mit einem Feuerwehrmann, einem\u00a0Friseur oder gar mit einem Amazonboten, der mir wacker die T\u00fctensuppe und das Klopapier bis an die T\u00fcr bringt?? Wohl kaum, oder?<\/span><\/span><\/p>\n Na , da komm doch mal vorbei,\u00a0\u00a0deinen Bauchladen umgeh\u00e4ngt, voll mit Glaube, Liebe,\u00a0Hoffnung, Erl\u00f6sung,\u00a0bei den Damen und Herren Politikern oder bei uns B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrgern drau\u00dfen im Lande! Und vergiss die Maske nicht.<\/span><\/span><\/p>\n Ach mein Freund, ihr oder diese schr\u00e4gen Typen von Kunst und Kultur. Was glaubst du, wer ihr seid? Wer braucht das, wenn die Not gro\u00df ist? \u00a0Sieh \u00a0bitte ein: Wichtig ist doch, dass m\u00f6glichst bald\u00a0in vollem Umfang die Autoproduktion wieder anl\u00e4uft,\u00a0Fitnessstudios wieder aufmachen und\u00a0Nagelstudios und\u00a0Pommesbuden, aber doch nicht die Produktionsst\u00e4tten von Liebe,\u00a0Kunst, Kultur. Ein leichter ironischer Unterton ist diesem Text nicht abzusprechen. In seiner \u00dcbertreibung hat er dann auch etwas Tr\u00f6stliches. Kurzum: Der Text hat mich so getroffen, dass ich mich f\u00fcr seine Ver\u00f6ffentlichung stark mache und nicht wage, in seinen Duktus einzugreifen, auch wenn ich hier und da Gl\u00e4ttungen gerne vorgenommen h\u00e4tte.<\/span><\/span><\/p>\n Burkhard Krebber<\/span><\/span><\/p>\n Montag, 6.4.2020 (Burkhard Krebber):<\/p>\n Fl\u00f6tent\u00f6ne sind zu h\u00f6ren, wenn man die \u201erichtigen Ohren\u201c hat.<\/p>\n Seit Palmsonntag h\u00e4ngt ein eigenartiger \u201eOsterweg\u201c in den Fenstern unseres Gemeindehauses am Markt. Zw\u00f6lf ausgesuchte Motive des s\u00fcddeutschen K\u00fcnstlers Sieger K\u00f6hler stellen Stationen der Passion Christi dar. Daneben stehen zw\u00f6lf Bibel-Texte und Betrachtungen zum Leidensweg Jesu.<\/p>\n (Rechte: Sieger K\u00f6der, 12 Bilder aus: Bensberger Kreuzweg \u00a9 Sieger K\u00f6der-Stiftung Kunst und Bibel, Ellwangen Wer Zeit hat, und wer technisch am Mobiltelefon ausger\u00fcstet ist, kann dazu Musik aufrufen: Fl\u00f6tenmusik, die aus dem reichen Schatz unseres Gesangbuches zitiert. Hier sind die Titel zu lesen;\u00a0 am Markt sind sie zu h\u00f6ren:<\/p>\n 0. Einf\u00fchrung: eg 66 Jesus ist kommen<\/span><\/p>\n 1. Improvisation mit Dissonanzen<\/span><\/p>\n 2. eg 190.2 Christe, du Lamm Gottes<\/span><\/p>\n 3. eg 85 O Haupt voll Blut und Wunden<\/span><\/p>\n 4. eg 361 Befiehl du deine Wege<\/span><\/p>\n 5. eg 154 Herr, mach uns stark<\/span><\/p>\n 6. eg 353 Jesus nimmt die S\u00fcnder an<\/span><\/p>\n 7. eg 299 Aus tiefer Not<\/span><\/p>\n 8. eg 221 Das sollt ihr, Jesu J\u00fcnger<\/span><\/p>\n 9. eg 379 Gott wohnt in einem Lichte<\/span><\/p>\n 10. eg 165 Gott ist gegenw\u00e4rtig<\/span><\/p>\n 11. eg 401 Liebe, die du mich zum Bilde<\/span><\/p>\n 12. eg 99 Christ ist erstanden<\/span><\/p>\n <\/span><\/p>\n 5. April 2020, Sonntag vor Ostern (Burkhard Krebber):<\/p>\n Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, oder die \u201estille\u201c Woche. Er erinnert an Jesu Weg in die Heilige Stadt. Jahrelang hatte er gewirkt mit Wort und Tat, haupts\u00e4chlich in Galil\u00e4a, am See Genezareth. \u00dcber Jericho war er nach Jerusalem gekommen, zur Metropole, wo man ihm einen begeisterten Empfang bereitet hat: \u201eHosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosianna!\u201c. So hallte es in allen Stra\u00dfen und Gassen. Sehr bald danach hatte dieselbe Menge dann geschrien: \u201eKreuzige ihn!\u201c. War das die Stadt, wo Jesus sich zuhause gef\u00fchlt hat? Den Tempel sah er als Vaterhaus an. Dort sollte der himmlische Vater aller Menschenkinder verehrt werden! Aber ausgerechnet von dort schlug ihm ein eisiger Wind entgegen von Verachtung und Widerstand.<\/p>\n Auch in unserer kleinen Residenz gibt es viele Menschen, die von au\u00dfen kommen, die hier Heimat suchen. Wie wird ihnen begegnet? Wie fremd m\u00fcssen sie sich f\u00fchlen? Wieviel \u201eWillkommen\u201c wird ihnen bereitet. Und welcher Geist str\u00f6mt von unseren Gemeinden aus? Welche Botschaft vermitteln die Kirchen unserer Stadt, wenn sie weitestgehend geschlossen sind und keine Gottesdienste bieten?<\/p>\n Die \u201estille\u201c Woche wird uns Gelegenheit geben, dar\u00fcber nachzudenken.<\/p>\n <\/p>\n 4.4.2020, Samstag vor den Osterferien (Burkhard Krebber):<\/p>\n Was werden das f\u00fcr Ferien sein, die unsere Kinder nun \u201efeiern\u201c d\u00fcrfen? Seit Kriegsende vor 75 Jahren hat es solche Schulverh\u00e4ltnisse nicht mehr gegeben! Lang ersehnte Ferien sind pl\u00f6tzlich gar keine. Und die Ferienfreuden fallen diesmal aus. Die einen hatten gehofft, nochmal in den Schnee zu kommen, die anderen freuten sich schon auf w\u00e4rmere Tage im S\u00fcden. Nun gilt f\u00fcr alle und f\u00fcr alles: Ausgefallen! Eine Bescheidenheit ist jetzt angesagt, wie sie schon lange nicht mehr ge\u00fcbt wurde. Ich denke an meine Konfirmandinnen und Konfirmanden. Sie hatten erz\u00e4hlt von ihren Planungen. Darum tut es mir leid. Wie wird es den vielen anderen Familien ergehen, deren Kinder in unseren KiTas sind? Wie werden die Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fcler ihre Zeit f\u00fcllen? Da ist viel Kreativit\u00e4t gefragt. Vielleicht kennen noch die Gro\u00dfeltern Spiele f\u00fcr den Zeitvertreib, die noch einmal in Mode kommen k\u00f6nnten.<\/p>\n So sehr Corona unser Umfeld belastet \u2013 wenn ich an die Umwelt denke, hoffe ich auf Ent-Lastung f\u00fcr sie: Flugzeuge, die nicht die Luft verpesten; Autos, die nicht die Stra\u00dfen verstopfen; keine Kurzreisen in die Metropolen. Keine Kreuzfahrtschiffe in unseren H\u00e4fen! Ob dies alles der Natur eine Gelegenheit verschafft zum Verschnaufen? Vielleicht kann dieser Gedanke das Herz der Reiselustigen tr\u00f6sten: Einmal zuhause bleiben, das hat auch sein Gutes. Unser \u00f6kologischer Fu\u00dfabdruck erh\u00e4lt eine freundliche Nuance.<\/p>\n <\/p>\n Freitag, 3. April (Burkhard Krebber):<\/p>\n Wieder steht ein Wochenende an; und ein R\u00fcckblick auf eine \u201eausgefallene\u201c Woche im Gemeindeleben. Meine Hausbesuche sind g\u00e4nzlich zum Erliegen gekommen. Aber ich habe telefoniert! Und s\u00e4mtliche Anrufe wurden mit Dankbarkeit quittiert. Jeder Angerufene hatte Gelegenheit, die eigene Lage darzustellen. Und ich hatte Gelegenheit, auf eine besondere Aktion hinzuweisen: Das L\u00e4uten der Glocken am Abend. Nicht jeder hatte bislang darauf geachtet, aber alle haben es verstanden: Im H\u00f6ren wird eine geistliche Gemeinschaft erfahrbar. \u201eJetzt\u201c ist der Zeitpunkt, da wei\u00df ich: Es wird gebetet in den H\u00e4usern. \u201eAus tiefer Not schrei ich zu dir, Herr Gott, erh\u00f6r mein Rufen\u201c. Mag sein, dass man betet mit diesen Worten aus dem Luther-Lied, oder wir sprechen andere Gebete der F\u00fcrbitte f\u00fcr die Betroffenen der Corona-Krise.<\/p>\n Die Glocken helfen: Sie nennen die Zeit; sie erinnern an das Anliegen; sie laden ein zur Mitwirkung im Privaten. Ich werde weiter telefonieren und auf diese Einrichtung hinweisen. Sie lassen eine alte Tradition wiederentdecken und in der Not einen Trost empfangen, an den wir neulich noch gar nicht gedacht hatten.<\/p>\n<\/div>\n Irgendwann ist es soweit: Beisetzungen finden statt unter den Bedingungen der Corona-Epidemie. Heute werde ich meine erste halten. Ohne Kirche und Kapelle, ohne Orgelbegleitung und ohne die Anwesenheit einer gr\u00f6\u00dferen Trauergemeinde. Schlicht wird es sein, und karg. Nur die engsten Angeh\u00f6rigen werden am offenen Grab stehen, unter offenem Himmel. Alles wird kurz. Die vertrauten liturgischen Texte und Lieder… – wir werden uns auf das „N\u00f6tigste“ beschr\u00e4nken. Der Verzicht wird es uns deutlich vor Augen halten: Eine aufmerksam gestaltete Trauerfeier hat etwas Tr\u00f6stliches. Die Anwesenheit von Nachbarn und Freunden w\u00e4re jetzt tr\u00f6stlich gewesen. Vertraute Lieder spenden Trost. Bekannte Melodien und die M\u00f6glichkeit, sich durch Singen zu beteiligen, das ist tr\u00f6stlich. Sie bilden einen Schatz an Formen des Trostes, und sie sind alte Arten, mit der Trauer umzugehen. Das wird uns fehlen. Was nicht fehlen wird: Die Zusage von Gottes N\u00e4he. Wir m\u00fcssen, unter seltsamen Bedingungen, einen Menschen aus unseren H\u00e4nden entlassen; aber wir vertrauen darauf: Auch dieses Menschenkind bleibt in Ewigkeit in Gottes Hand geborgen.<\/p>\n Nach der Corona-Krise, wenn Gottesdienste wieder m\u00f6glich sind, werden wir in der ganzen Gemeinde noch mal besonders an diejenigen erinnern, die unter den k\u00e4rglichen Bedingungen der Epidemie beigesetzt wurden.<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n 30.3. Montagabend (Burkhard Krebber)<\/p>\n „F\u00fcr<\/strong> diesen Tag“ ist mir nichts eingefallen, aber an<\/strong> diesem Tag ist viel geschehen. In einer Video-Konferenz haben viele lippische Pastoren gelernt, wie wir eigene Filme aufnehmen, um sie als Video-Botschaften unseren Gemeinden zur Verf\u00fcgung zu stellen. Pastor Wolfgang Loest, der f\u00fcr diese Arbeit in der Landeskirche eingestellt ist, hat aus dem reichen Schatz seines gro\u00dfen Wissens t\u00fcchtig ausgeteilt. Ich selber habe im Telefonbuch gebl\u00e4ttert und Nummern gesucht, um in der Gemeinde Ferngespr\u00e4che zu f\u00fchren. Alte Menschen habe ich angerufen, die noch daheim sind.\u00a0 Am Apparat kam mir mancher Dank entgegen, aber auch der Satz: „Ich habe Angst“. Jetzt gegen die Angst anzugehen und f\u00fcr das Gottvertrauen Zeuge zu sein, das habe ich mir vorgenommen. Diese Botschaft m\u00f6chte ich vermitteln, auf welchen Wegen auch immer.<\/p>\n Darin wei\u00df ich mich verbunden mit vielen anderen. So auch mit unseren Chorleitern der Gemeinde. Sie sind rege in der Pflege ihrer Chorgemeinschaft. Ein Beispiel daf\u00fcr sind die Rundbriefe, die Herr P\u00f6ld regelm\u00e4\u00dfig ver\u00f6ffentlicht. Seinen Trostbrief von heute empfehle ich der freundlichen Kenntnisnahme.<\/p>\n Burkhard Krebber<\/p>\n <\/p>\n 29. M\u00e4rz, ein Sonntag<\/p>\n Dies ist nun der dritte Sonntag, an dem keine Gottesdienste stattfinden. Gleichwohl gehe ich an den Markt und schlie\u00dfe die T\u00fcre auf. Aber: Ohne K\u00fcster, ohne Organist und ohne Predigt wird es wieder keinen Gottesdienst geben. Wer zur gewohnten Zeit einen gewohnten Ort in aller Stille aufsuchen will, der darf in die Kirche eintreten. Es gibt Gelegenheit zu Einkehr und Besinnung. An vergangenen Sonntagen, wenn die Sommerzeit eingef\u00fchrt wurde, waren die Besucherzahlen immer etwas kleiner. So erwarte ich auch heute nur wenige.<\/p>\n \u00dcber uns Pastoren hat neulich jemand gesagt: \u201eWir sind nicht system-relevant.\u201c Das gesellschaftliche Leben geht weiter, auch wenn der Kern der kirchlichen T\u00e4tigkeit ausf\u00e4llt. So m\u00fcssen wir es wohl sagen, auch wenn es schwer f\u00e4llt und unserer Selbsteinsch\u00e4tzung strack zuwider ist. F\u00fcr einen \u00dcbergang sind diese Dinge wohl verzichtbar: Die Begegnung, die \u00f6ffentliche Predigt, der gemeinsame Gesang, die Feier der Sakramente und das Zusammenlegen der Gaben im Opferstock.<\/p>\n Aber am dritten Sonntag dieser Entbehrungszeit dr\u00e4ngt sich nat\u00fcrlich die Frage auf: Wie lange? Wie lange wird die Quarant\u00e4ne dauern? Wie lange das Gottesdienstverbot?<\/p>\n Und: Wie wird es sein, wenn man es langsam wieder lockert? Ob in der Zwischenzeit wohl ein Bed\u00fcrfnis w\u00e4chst, wieder Gottesdienste besuchen zu wollen? Wird es vergleichbar sein mit einer W\u00fcstenerfahrung? Wenn der Proviant gering ist, wei\u00df man wieder, den Geschmack von Brot zu sch\u00e4tzen; wenn die Wasserflasche leer ist, w\u00e4chst die Dankbarkeit \u00fcber frisches Quellwasser. Und wer wei\u00df? Vielleicht entdecken wir wieder, wie wenig selbstverst\u00e4ndlich das scheinbar Selbstverst\u00e4ndliche doch ist: Die Freiheit zur Versammlung; die Sch\u00f6nheit der Gottesdienste; die St\u00e4rkung des Glaubens und die Dankbarkeit, mit der wir wieder Lieder des Vertrauens anstimmen:<\/p>\n \u201eTut mir auf die sch\u00f6ne Pforte, f\u00fchrt in Gottes Haus mich ein,<\/p>\n ach wie wird an diesem Orte meine Seele fr\u00f6hlich sein! Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.\u201c<\/p>\n Einen gesegneten Sonntag w\u00fcnsche ich Ihnen, und mir.<\/p>\n <\/p>\n 28. M\u00e4rz 2020, Samstag<\/p>\n „Sch\u00f6nes Wochenende!“ – So ist es zu h\u00f6ren, auch in diesen Tagen. Schon am Freitag, ja Donnerstag schon kam mir dieser Ruf eintgegen. „Sch\u00f6nes Wochenende“. Und gemeint ist die lange Zeit bis Montag fr\u00fch, wenn wieder die Arbeit anbricht. Hinein genommen in das „Sch\u00f6ne Wochenende“ ist alle freie Zeit ab Freitagnachmittag. Und verloren ist l\u00e4ngst die alte Erinnerung: Neubeginn der Woche, das war einmal der Sonntag. Begr\u00fcndet in den Osterberichten der Bibel, dass Jesus am ersten Tag der neuen Woche auferstanden ist. \u00dcber Jahrhunderte war klar: Das Wochenende endet am Samstag, also heute.<\/p>\n Bevor diese Woche zu Ende geht, halte ich R\u00fcckschau: „Sch\u00f6n“ war vor allem dieses Wetter, fast durchg\u00e4ngig blauer Himmel und Sonnenschein. Auch das Leben im Pfarrhaus war „sch\u00f6n ruhig“. Zeit f\u00fcr Andachten daheim, Anteilnahme am Telefon, Arbeitsplanungen mit langem Atem. Allerdings auch ahnungsvoll: Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Die Sorge ist ja nicht verchwunden. Dunkle Wolken hinterm Horizont.<\/p>\n Ich will mich erinnern an den Leit-Tag dieser Woche, und an den Leit-Vers, der ihm beigegeben ist. Der Sonntag zur Mitte der Passionszeit tr\u00e4gt den lateinischen Namen „Laetare“. Er verdankt sich dem Prophetenwort „Freut euch mit Jerusalem“. Und als Wochenspruch ist dieses tiefgr\u00fcndige Wort aus Johannes 12 gew\u00e4hlt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde f\u00e4llt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Am Wochenende l\u00e4sst es sich meditieren, bezogen auf das Leben Jesu,und bezogen auf sein Sterben in der Stadt Jerusalem; aber auch bezogen auf unser Leben hier in der Stadt Detmold. Wir w\u00e4ren allein, nicht nur in unserer Quarant\u00e4ne, und wir blieben auch allein, wenn Er nicht gestorben w\u00e4re. So aber sind wir zu seiner Frucht gez\u00e4hlt, und wir sind aufgerufen, selber Frucht zu bringen. Was ich selber tun kann, was ich der Gemeinde Gutes tun kann, dar\u00fcber denke ich nach, nachher auf dem Markt und noch im Garten. Es soll ein „Sch\u00f6nes Wochenende“ werden, bis die Glocken schallen, und die neue Woche beginnt.<\/p>\n <\/p>\n 27. M\u00e4rz, 2020, Freitag<\/p>\n Heute verteilen wir den verr\u00fccktesten Gemeindebrief meines Lebens:<\/p>\n Die neue Ausgabe l\u00e4d ein zu den vielf\u00e4ltigen Veranstaltungen im April und im Mai, die (fast) alle NICHT stattfinden. Da k\u00f6nnen die Leser sich bilden und erfreuen an Themen und Terminen, die wir bis vor Kurzem noch minuti\u00f6s geplant hatten, deren Umsetzung nun aber nicht stattfindet, aufgrund der Corona-Gefahren.<\/p>\n Stattdessen herrscht Stille; leer bleiben Kirchen und St\u00fchle.<\/p>\n Wenn Sie einen Gemeindebrief bekommen, dann lade ich Sie ein: Schauen Sie auf die ausgefallenen Konzerte, und denken Sie an die Musiker, die wir gewonnen hatten f\u00fcr einen Auftritt. Sie haben sich vergeblich vorbereitet, haben umsonst ge\u00fcbt und m\u00fcssen damit rechnen, dass sie fianzielle Einbu\u00dfen erleben. Diese musikalischen G\u00e4ste sind ein kleiner Teil jener gro\u00dfen Menge an Freiberuflern in unserer Gesellschaft, die ihren Unterhalt von solchen Verpflichtungen bestreiten. Die Corona-Krise stellt f\u00fcr sie eine doppelte Krise dar: Neben den gesundheitlichen Gefahren drohen nun auch wirtschaftliche Probleme in der kommenden Zeit. Und niemand wei\u00df, wie lange es dauern wird. Unsere Phantasie und Solidarit\u00e4t ist gefragt, dass wir die K\u00fcnstler nicht verlieren. Das Singen und Musizieren ist eine Br\u00fccke des Glaubens. „Wer singt, betet doppelt.“ hat der Kirchenvater Aurelius Augustinus gesagt. Wenn ich heute abend beim Glockenl\u00e4uten bete, dann will ich heute besonders f\u00fcr die Menschen bitten, die mir durch Musik das Beten leichter machen. Sie sollen nicht vergessen werden.<\/p>\n Bitte beachten Sie auch die Geburtstagsliste im Gemeindebrief. Viele Menschen hatten danach gefragt. Nun erscheinen unsere Jubilare wieder auf einer Extra – Seite. Auch sie seien Ihrer F\u00fcrbitte empfohlen, in diesen Wochen ganz besonders, denn die alten Menschen unserer Gemeinde geh\u00f6ren samt und sonders zur Hoch-Risiko-Gruppe in Zeiten der Corona-Krise.<\/p>\n <\/p>\n 26. M\u00e4rz 2020, Donnerstag<\/p>\n Diese Woche w\u00e4re voller Termine gewesen; alles ist ausgefallen.<\/p>\n In Gedanken bin ich bei den Konfirmanden und ihren Familien. Noch steht der Konfirmationstermin im Raum: 3. Mai. Wahrscheinlich werden wir ihn nicht einhalten k\u00f6nnen. Das ist allen einsichtig. Aber wer wagt, einen neuen Termin zu nennen? Das \u00fcberschreitet unsere derzeitigen M\u00f6glichkeiten.<\/p>\n Mit den Senioren am Markt hatte ich mich vereinbart. Der Kreis ist klein geworden. Ein treu organisierter Fahrdienst bietet alle Bequemlichkeiten, das Gemeindehaus am Markt zu erreichen. Nur wenige sind\u00b4s, die ihn nutzen. Zur Zeit nat\u00fcrlich niemand. Der Kreis fand ja auch nicht statt. Nun denke ich an die Teilnehmerinnen, denen die Gelegenheit genommen wurde zur Begegnung, zum Austausch und zur St\u00e4rkung an Leib und Seele. Ihr Wort ist mir im Ohr: „Wir wollen eine Andacht. Ohne biblische Besinnung fehlt uns das Wichtigste.“<\/p>\n Der Kirchenvorstand hat nun auch – nicht – getagt. Wahlen fanden keine statt. Beschl\u00fcsse wurden nicht gefasst. Ein Protokoll ist unn\u00f6tig. Wie lange soll es so weitergehen? Wieviel Auszeit k\u00f6nnen wir uns leisten?<\/p>\n Die Antwort ist ja nicht bei uns selber begr\u00fcndet, sondern sie steckt in dem Verlauf der ansteckenden Krankheit. Wir sind gewiss, dass diese Abstinenz richtig ist. Das Vermeiden von leibhaftigen Begegnungen mindert die Gefahren.<\/p>\n Auf der anderen Seite leben wir in der Gewissheit: Unsere geistlichen Dimensionen sind von gr\u00f6\u00dferer Natur. Der R\u00fcckzug ins Innere er\u00f6ffnet andere Einsichten. So schmerzhaft es ist, wenn wir uns nicht regelm\u00e4\u00dfig sehen, so liegen auch Chancen f\u00fcr ein geistliches Wachstum in der Abgeschiedenheit und in der Stille.<\/p>\n Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, ist derzeit auf Grund gelaufen. Sammeln wir in der Ebbe unserer Veranstaltungen eine Hoffnung und den neuen Mut, um unseren Kahn bei der n\u00e4chsten Flut flott zu machen und weiter zu segeln!<\/p>\n <\/p>\n 25. M\u00e4rz 2020<\/p>\n Heute ist Mittwoch. Und es ist Passions-Zeit.<\/p>\n Auf die Andachten in der Passionszeit hatte ich mich gefreut: Mittwochs abends in der Kirche. Zeit zur Sammlung, Gelegenheit zum H\u00f6ren. Orgelmusik; Stille; Gesang. „O Lamm Gottes unschuldig“. Das alte Lied zur Passionszeit w\u00e4re vielleicht dabei gewesen. Heute singen wir es nicht. Die Kirche bleibt zu. Dabei sind unsere aktuellen Gedanken ganz nah dran an der Vorstellung von Unschulds-L\u00e4mmern. Wir h\u00f6ren von den sprunghaft steigenden Infektionszahlen. Wir lesen von der wachsenden Todesrate. Unfassbar die Nachricht aus Indien, dass 1,3 Milliarden Menschen zu hause bleiben m\u00fcssen. Das sprengt mein Vorstellungsverm\u00f6gen. Aber selbst in unserem \u00fcberschaubaren, stabilen, leistungsf\u00e4higem Umfeld sind neue Verh\u00e4ltnisse eingetreten, die uns vor 14 Tagen noch undenkbar waren. In Gedanken gehe ich durch die Flure unserer Seniorenheime: Schwestern und Pfleger in emsigen Einsatz, dabei hoch gef\u00e4hrdet. Bewohnerinnen und Bewohner ohne Kontakte und ohne Besuch. Es ist Passionszeit in einer anderen Dimension. Wie gerne w\u00fcrde ich im Gottesdienst die Leiden dieser Zeit an den leidenden Christus herantragen! Ich muss mich zur\u00fccknehmen mit diesem Wunsch, und meine Gebete will ich sprechen zur Zeit des Mittags- und des Abendl\u00e4utens, wenn die Glocken in der Stadt zum Innehalten rufen und wir mit Kerzen in den Fenstern ein Zeichen setzen: Die Passionszeit f\u00e4llt nicht aus, wahrhaftig nicht! Mit den Menschen und f\u00fcr die Menschen, die unverschuldet ins ELend geraten sind, will ich aufschauen zu Jesus, dem Anf\u00e4nger und Vollender des Glaubens, von dem das alte Lied singt: „All S\u00fcnd\u00b4 hast du getragen, sonst m\u00fcssten wir verzagen. Erbarm dich unser, o Jesu!“<\/p>\n <\/p>\n 24. M\u00e4rz 2020, Dienstag<\/p>\n Meine Frau hat schon fr\u00fch gesagt:<\/p>\n „Du musst jetzt neue Wege beschreiten, um in Kontakt mit der Gemeinde zu bleiben. Denn das ist deine Aufgabe: Nahe bei den Menschen sein, tr\u00f6sten und N\u00e4he anbieten!“<\/p>\n Jetzt, eine Woche nach den drastischen Einschnitten, melde ich mich hier zu Wort. Ein pers\u00f6nliches Angebot kann ich Ihnen machen: Wenn Ihnen danach ist, mit Ihrem Seelsorger zu reden, dann scheuen Sie sich nicht, mich zu kontaktieren. Die Festnetznummer ist bekannt: 35 0 10. Aber auch das Handy ist bereit: 01522 95 96 451. Da k\u00f6nnen Sie mich h\u00f6ren, bzw. sehen mit FaceTime etc.<\/p>\n Aber Sie k\u00f6nnen auch etwas von mir lesen, n\u00e4mlich meine Freude \u00fcber die vielen neuen\u00a0 Wege, auf denen wir Gemeinschaft und Glauben und Kirche gestalten. Das abendliche L\u00e4uten mit den Kerzen im Fenster ist ein sch\u00f6nes Zeichen daf\u00fcr. \u00dcber noch mehr Aktivit\u00e4ten will ich demn\u00e4chst ebenfalls schreiben.<\/p>\n F\u00fcr heute ermutigt mich ein Wort aus der Bibel: „Darum h\u00f6ren wir nicht auf, f\u00fcr euch zu beten…“<\/p>\n Dies ist die wichtigste Arbeit, die ein Pastor leisten kann.<\/p>\n Bleiben Sie Gott befohlen!<\/p>\n <\/p>\n 18. M\u00e4rz 2020, Mittwoch<\/p>\n Die Ausbreitung des Corona-Virus stellt uns alle vor gro\u00dfe Herausforderungen. Ihre Pastorin Mareike Lesemann, Ihr Pastor Burkhard Krebber<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Andacht \u00fcber „\u00c4lteste“ im Gemeindebrief April 2022: \u201eIn jeder Stadt sollen Kirchen\u00e4lteste eingesetzt werden\u201c Titusbrief 1, 5 Von Null auf Hundert: Aus dem Stand zum Kirchenvorstand Jesus selber hielt nicht viel von den \u201e\u00c4ltesten\u201c. Stattdessen umgab er sich viel lieber mit J\u00fcngern und J\u00fcngerinnen. 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\n<\/span><\/span><\/span><\/p>\n
\nSo, du glaubst also im\u00a0Ernst,\u00a0dass\u00a0du mit deinen Produkten\u00a0in der NOT\u00a0mit Produkten wie Autos, Nudeln, Konserven, T\u00fctensuppen oder\u00a0sogar Klopapier auf eine Stufe gestellt geh\u00f6rst?<\/span><\/span><\/p>\n
\nHier mein Rat: Einige Virologen sagen ja,\u00a0\u00a0die Lockerungen kommen zu fr\u00fch, gehen zu weit, es wird zur\u00fcckkommen und dann um so heftiger. Also: Bunker Klopapier und T\u00fctensuppen tonnenweise in der Kirche, im Gemeindehaus. Und dann organisierst du einen Schalterverkauf und bleibst so im Kontakt mit den Menschen\u2026\u201c<\/span><\/span><\/p>\n
\nwww.verlagsgruppe-patmos.de\/rights\/abdrucke)<\/p>\n
\nAuf Empfehlung der Landeskirche werden bis zum 30. April alle Gemeindeveranstaltungen abgesagt.\u00a0 Das bedeutet, dass der Konfirmandenunterricht, die Seniorenkreise, der Besuchskreis, die Jugendgruppen sowie die Proben von Kirchench\u00f6ren und Posaunenchor nicht stattfinden. Auch das Teest\u00fcbchen und das Jugendcaf\u00e9 \u201eSpace\u201c bleiben geschlossen.
\nDie Senioren werden zu ihrem Geburtstag nur auf ausdr\u00fccklichen Wunsch besucht. Sie erhalten einen schriftlichen oder fernm\u00fcndlichen Geburtstagsgru\u00df.
\nBis zum 19. April finden auch keine Gottesdienste statt. Sonntags um 11.00 Uhr ist ein Gottesdienst der Lippischen Landeskirche im Live-Stream zu sehen (www.kirche.plus).
\nF\u00fcr hilfebed\u00fcrftige Personen m\u00f6chten wir einen Unterst\u00fctzungsdienst einrichten, z. B. um dringende Eink\u00e4ufe zu erledigen.
\nWenn Sie selbst Hilfe leisten k\u00f6nnen oder Hilfe in Anspruch nehmen m\u00f6chten, melden Sie sich bitte in unserem Gemeindeb\u00fcro 05231 \u2013 93 88 30
\nWir bem\u00fchen uns, diese Information dem jeweils aktuellen Stand anzupassen.<\/p>\n