Vis á vis: Theater und Kirche wieder im Gespräch
In unregelmäßigen Abständen kommt das Landestheater zu Gast in die Kirchen der Stadt. Auch am Markt sind Schauspiel oder Oper öfter präsent. Schließlich liegen Theater und Marktkirche wirklich vis á vis.
Am 3. Dezember 2023 steht das Schauspiel „Vater“ zum Gespräch mit Pastorin Lesemann.
„Der Wildschütz“ war Thema im Gottesdienst in der Erlöserkirche am Markt
Pfarrer Burkhard Krebber begrüßte die Gottesdienstbesucher mit dem Hilfeschrei „I can‘t breathe“ (Ich kann nicht atmen) des Afroamerikaners George Floyd, der von einem weißen Polizisten in Minneapolis mit dem Knie auf der Kehle erstickt wurde. Pfarrer Krebber ging in seiner Pfingstpredigt weiter auf das Thema Atemluft ein: Corona-Opfer kämpften mit Atembeschwerden und die Pandemie nehme die Luft zum Atmen, indem sie wirtschaftliche Grundlagen und persönliche Freiheiten einschränke.
Im Bereich der Kunst würden passend zu Pfingsten zwei Musiker des Landestheaters das künstlerische Schweigen brechen. Pfingsten gebe neuen Lebensatem und eine frische Brise: „Wir feiern den Geist, der von Gott kommt und uns stärkt; wir feiern die Geburtsstunde der Kirche mit einem himmlischen Wind, der uns aufatmen lässt.“
Elisabeth Wirtz betonte, dass das Theater neben der Kirche der Ort sei, wo intensiv über Grundbedürfnisse und den Sinn des Lebens nachgedacht werde. Lachen und Weinen, Streiten und Lieben benötigten Atem. „Wir dürfen im Moment nicht mehr atmen. Das ist eine gefährliche Situation fürs Theaterleben.“ Die Oper „Der Wildschütz“ handle als Verkleidungs- und Verwechslungskomödie von Menschen, die ihre Grundwerte verloren hätten. „Jeder will etwas anderes sein, als er ist. Die Oper stellt humorvoll die ethische Frage nach der wahren Liebe und dem, was richtig und falsch ist. Sie bietet einen Freiraum, auszudiskutieren, was im Leben wichtig und für den Menschen systemrelevant ist, ohne dass ein bewaffneter Ordnungshüter einem am Hals sitzt und die Luft zum Atmen nimmt.“ Daher müsse man gerade in Krisenzeiten am Spielort Theater festhalten.
Albert Lortzing (1801-1851) lebte in der Umbruchzeit des Vormärz, die viele traditionelle Werte in Frage stellte. Von 1826-1833 gehörte das junge Berliner Ehepaar Lortzing dem Hoftheater in Detmold an.